Am 15.12.2022 hätte die Zulassung für Glyphosat enden sollen. Doch die EU-Kommission hat Mitte November angekündigt, dass sie die Zulassung für das umstrittene Herbizid um weitere zehn Jahre verlängern werde.
Dem vorausgegangen waren zwei Abstimmungen: Zuerst hatten die 27 EU-Mitgliedstaaten über die weitere Zulassung abzustimmen. Da eine qualifizierte Mehrheit aber nicht zustande kam, wurde die Entscheidung in den Berufungsausschuss vertagt. Dort wurde dann Mitte November abgestimmt. Für eine qualifizierte Mehrheit hätten 55 Prozent der EU-Staaten für oder gegen eine Verlängerung stimmen müssen, die zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung vertreten. Auch hier kam keine qualifizierte Mehrheit zustande.
Damit lag die Entscheidung allein bei der Kommission, die bereits kurz nach der Abstimmung verkündigte, die Zulassung verlängern zu wollen. Im Moment ist die Entscheidung der EU-Kommission allerdings noch nicht bestätigt. Deutschland hatte sich bei beiden Abstimmungen enthalten.
Reaktionen auf die Glyphosat-Abstimmung
Reaktionen aus der Bio-Branche:
„Mit der heutigen Enthaltung hat die deutsche Bundesregierung die Riesenchance vergeben, Glyphosat endlich vom Acker zu bekommen“, erklärte Boris Frank, erster Vorsitzender vom Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft (BEL). „Dabei verspricht dieselbe Regierung, dass Produkte aus Ökolandbau – bei denen die Anwendung von Glyphosat nicht erlaubt ist – bis zum Jahr 2030 einen Marktanteil von 30 Prozent erreichen sollen.“
„Das Ergebnis ist ein Armutszeugnis politischer Verantwortung und weder verantwortungsvoll noch nachvollziehbar“, kommentierte Martin Häusling, agrarpolitscher Sprecher der Grünen im EU-Parlament das Ergebnis. „Die Mitgliedsländer haben das Ruder aus der Hand gegeben und überlassen nun der Kommission die Entscheidung.“
Naturland-Präsident Hubert Heigl zeigte sich sehr enttäuscht, auch weil Deutschland sich auf Druck der FDP erneut nur enthalten habe. „Mit der nun angekündigten Verlängerung der Genehmigung konterkariert die EU-Kommission ihre eigenen Ziele aus der Farm-to-Fork-Strategie und der Biodiversitätsstrategie. Denn Glyphosat schadet der Artenvielfalt ganz massiv und steht darüber hinaus unter Verdacht, krebserregend zu sein“, so Heigl. Gute Landwirtschaft brauche kein Glyphosat und auch keine anderen Totalherbizide. Das bewiesen zehntausende Bio-Betriebe Tag für Tag.
Hintergrund des umstrittenen Herbizids
Protestmail schreiben: Pestizide reduzieren!
Von der Webseite des Bündnisses der Europäischen Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!“ aus könnt ihr ganz einfach direkt den EU-Abgeordneten aus Deutschland schreiben. Es gibt auch schon einen Textbaustein, in dem die Reduktion von Pestiziden im Allgemeinen gefordert wird. Ihr könnt den Text gerne umschreiben oder ergänzen. Und natürlich könnt ihr auch eine eigene Forderung verfassen.
Wir alle atmen Glyphosat
Warum wird Glyphosat nicht einfach verboten?
Was sind Pestizide?
Dieser Artikel wurde am 8.12.2023 von der Redaktion aktualisiert.
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